PaludiMV - Paludi-Vorhaben in Mecklenburg-Vorpommern

Detaillierte Informationen

Hintergrund

Moore und ihre Klimarelevanz rücken zunehmend stärker in den Fokus, da intakte Moore Kohlenstoff binden und speichern, hingegen entwässerte Moore klimaschädliche Treibhausgase (THG) wie Kohlenstoffdioxid (CO2), Lachgas (N2O) und Methan (CH4) emittieren. Obwohl entwässerte Moorböden in Deutschland nur etwa 7 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche ausmachen, sind diese für 41 % der landwirtschaftlichen Treibhausgas-Emissionen durch Tierhaltung, Düngung und bodengebundene Emissionen verantwortlich. In einem moorreichen Bundesland wie Mecklenburg-Vorpommern (13 % Moorfläche) stellt die Entwässerung von Moorflächen sogar die größte Einzelquelle von THG-Emissionen dar (5,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr, 30 % der gesamten Emissionen in M-V).

Die Wiedervernässung von Moorböden reduziert nachweislich THG- Emissionen, steht jedoch mit der entwässerungsbasierten Bewirtschaftung von Mooren in Konkurrenz. Paludikultur – die landwirtschaftliche Nutzung von nassen und wiedervernässten Moorböden - stellt ein Landnutzungskonzept dar, welches Klimaschutz und die landwirtschaftliche Nutzung von Moorböden vereint. Sie ermöglicht eine produktive Nutzung von Moorböden, die idealerweise den Torfkörper erhält, Höhenverluste, Bodendegradierung und THG-Emissionen minimiert und die Bereitstellung von Ökosystemleistungen wie Wasserrückhalt, Verdunstungskühlung, Nährstoffrückhalt und die Schaffung von Ersatzhabitaten für moortypische Arten verbessert. Zur Anwendung kommen Pflanzenarten, die einen hohen Wasserstand vertragen und deren Biomasse zur Energiegewinnung oder zur stofflichen Verwertung genutzt werden kann. Neben bereits traditionell genutzte Arten wie Schilf und Rohrkolben können auf Niedermooren auch Seggenarten, Rohrglanzgras, und Erlen angebaut werden. Darüber hinaus kann eine Grünlandbewirtschaftung mit z. B. Wasserbüffeln erfolgen.

Projektinhalt und Projektziele

Trotz langjähriger Forschungsarbeit stellt Paludikultur aktuell noch keine wirtschaftliche Alternative für landwirtschaftliche Betriebe dar. Neben benötigten Informationen zu langfristiger Bestandsentwicklung und -führung von Anbau- Paludikulturen, ist die Bewirtschaftung und Ernte nasser Flächen sowie die Verwertung der erzeugten Biomasse ein entscheidender Punkt der Wirtschaftlichkeit. Das Paludi-Pilotvorhaben in Mecklenburg-Vorpommern soll dazu beitragen, Antworten auf pflanzenbauliche und Flächenmanagement-Fragen zu erarbeiten, indem großflächig Paludikultur- Pilotflächen umgesetzt und wissenschaftlich begleitet sowie Hemmnisse entlang der Produktionskette beseitigt werden.

Folgende Arbeitsschwerpunkte (4 Module) sind im Vorhaben vorgesehen:

Modul I: Einrichtung von Pilotflächen im Projektgebiet
In diesem Modul werden die geplanten Pilotflächen gesichert, beplant und die Umsetzung der Wasserstandsanhebungen und Flächeneinrichtung durchgeführt.

Modul II: Flächenmanagement und Pflanzenbau
In Modul 2 liegt der Fokus auf dem Flächenmanagement und Pflanzenbaufragestellungen, die sich teilflächenspezifisch in Nasswiesen- und verschiedene Anbau-Paludikulturen unterscheiden. Etablierungs- und Bewirtschaftungskonzepte werden regelmäßig überprüft und angepasst, wobei Anforderungen an die Biomasse verschiedener Verwertungsverfahren, die individuellen Flächengegebenheiten sowie (Zwischen-) Ergebnisse aus der CO2-Bilanzierung einfließen.

Modul III: Monitoring und Begleitforschung, Evaluierung
Das Modul 3 umfasst die Begleitforschung, unterteilt in ein Monitoring zentraler Parameter (THG, Wasserstand, Biodiversität, Zeiterfassung der Bewirtschaftungsmaßnahmen), sowie in den Aufbau eines Begleitforschungsnetzwerkes, mit dem die im Monitoring erhoben Daten und die Pilotflächen zur Bearbeitung weiterer Forschungsfragestellungen bereitgestellt und ausgewertet werden können.

Modul IV: Kapazitätsaufbau
In Modul 4 werden die gewonnenen Erfahrungen bei der Umsetzung und dem Management von Paludikulturen für unterschiedliche Zielgruppen aufbereitet und in die Praxis transferiert, um den Klimaschutz durch Wiedervernässung von bisher intensiv genutzten Mooren zu befördern.

Abbildung 1: Module und Kernaufgaben des Vorhabens. Rot umrandet – in Federführung bei Landgesellschaft MV, Blau umrandet – Universität Greifswald, Lila – beide Verbundpartner

Durch begleitende Erfassung aller Arbeitsschritte und Kosten, der Erprobung und Weiterentwicklung effizienter Etablierungs- und Beerntungsverfahren sowie der Erprobung verschiedener Verwertungsoptionen der aufwachsenden Biomasse in Praxistests zur Abschätzung geeigneter Verwertungsverfahren trägt das Vorhaben dazu bei, die Wirtschaftlichkeit nasser Bewirtschaftungsformen darzustellen und zu verbessern. Damit kann ebenfalls die Planungssicherheit für Betriebe erhöht werden.